Es lebe die Provinz! Der Saal des Gasthofs zur Linde ist brechend voll. Man will wissen, was mit dem 1400-Einwohner-Dorf wird, und zwar sehr konkret – bis hin zur Toilette an der Kirche.
Was wird mit dem Museum 1906? Ich finde, es gehört – auch wenn die Schlacht von Jena und Auerstedt lästigerweise einige Kilometer weiter stattfand – genau an diesen Ort. Statt einen Haufen Geld für den Verbund der Napoleonstädte zum Fenster rauszuwerfen, könnte man ihn ins Museum stecken. Auf der tollen neuen Website visit-jena.de findet man das Museum auch erst auf Seite 2 der Museumsliste, wenn man auf „Weiter“ klickt. Die Tourismusstrategie kritisiert zwar, dass die Website des Museums nur deutsch ist, fordert aber nicht, sie in Englisch und Französisch zu übersetzen.Wäre ja mal ein Ansatz.
Die LED-Lampen erzürnen noch immer die Gemüter. Steilvorlage für mich, denn ich habe mit viel Mühe dem Stadtrat einen Beschluss zum Beleuchtungskonzept aufgenötigt. In Cospeda gibt es nicht eine einzige wirkliche LED-Lampe, sondern nur Retrofit-Murks, der kreuz und quer leuchtet. Die Cospedaer lachen über meine Frage nach dem Cospedaer Nachtleben und haben sichtlich kein Problem mit einer nächtlichen Dimmung oder gar Abschaltung.
Die Kegelbahn, die man aus Brandschutzgründen abreißen wollte, wird von allen Kandidaten verteidigt. Selbst der Amtsinhaber tut, als habe nie jemand die Absicht gehabt. Als rettender Engel verspricht er, eine Lösung zu finden.
Auch für das Gemeindezentrum im Feuerwehrgerätehaus haben alle Verständnis. Ein Ort braucht einen Ort, an dem Dorfleben stattfinden kann.
Die 1400 Cospedaer besitzen 940 Autos. Damit liegen sie weit über dem Durchschnitt in Jena. Sie wohnen halt nicht in fußläufiger Entfernung. Der kurze Weg ins Zentrum ist 5 km lang. Deshalb würden sie auch gern irgendwo in der Innenstadt parken. Wie schön, dass ich schon beantragt hatte, in Jena-West nach Platz für ein Parkhaus zu suchen – was die Koalition freudig ablehnte.
In Cospeda wird ein OB-Kandidat gefragt, für welche Rolle im Dorftheater er sich bewerben möchte. Ich biete Mephisto an, der Ortsteilbürgermeister ruft „Pumuckl“. Gut, das wäre auch eine Option, obwohl ich dann in Reimen schreiben müsste.
Schließlich erfahren wir noch, dass Amtsinhaber Schröter neuerdings nicht nur für die Schwimmhalle ist, sondern auch für sozialen Wohnungsbau. Und dass plötzlich und unerwartet mehr Busse nach Cospeda fahren. Mich beschleicht das Gefühl, dass man Probleme aufspart, um sie im Wahlkampf demonstrativ zu lösen.
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Wahlkampf 22.03.2018: Vorsprechen in Cospeda
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